Unter Strom: Elektromobilität in Zwickau

Update: 

Seit der Veröffentlichung dieses Beitrags ist viel passiert. Inzwischen laufen in Zwickau jeden Tag 1200 Fahrzeuge vom Band. Und nicht nur der VW ID.3 wird in Zwickau hergestellt. Hier entstehen auch andere Elektroautos wie die ID.4 Serie sowie der neue ID.5 in Vorserie. Hinzu kommen die Audi-Stromer Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron sowie der elektrische Cupra Born. Insgesamt werden seit Januar 2022 in Zwickau sechs Modelle von drei Konzern-Marken produziert. Viel los also. Nur Corona hat der Produktion im November 2021 kurzzeitig unterbrochen: der Weltweite Mangel an Computerchips hat die Bänder kurzzeitig zum stehen gebracht. Volkswagen hat mittlerweile den Wandel hin zur Elektromobilität erfolgreich abgeschlossen, denn der traditionsreiche Standort in Sachsen ist weltweit die erste Großserienfabrik eines Herstellers, die man zu 100% von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb umgestellt hat. 50.000 Quadratmeter an Gebäudefläche sind dadurch neu entstanden, unter anderem die Erweiterung des Presswerks, mit dem alle Außenhaut-Karosserieteile für die Elektro-Modelle jetzt vor Ort gepresst werden. Das ist auch aus Sicht der Umwelt eine Bereicherung, da so 9000 LKW-Fahrten jährlich eingespart werden können.

„Volkswagen wird 2022 mit der Strategie ACCELERATE und dem Ausbau der Modellpalette den Hochlauf der Elektromobilität weiter beschleunigen. Das Fahrzeugwerk Zwickau hat mit sechs Anläufen von drei Marken in 26 Monaten wichtige Pionierarbeit für den Konzern geleistet. Die Erkenntnisse und Erfahrungen werden uns helfen, unser Produktionsnetzwerk schnell und effizient weiter zu elektrifizieren.“ – Dr. Christian Vollmer, Produktionsvorstand Marke Volkswagen

Insgesamt hat der Umbau des Zwickauer Fahrzeugwerks seit 2018 rund 1,2 Milliarden Euro gekostet. In der digitalen und hocheffizienten Vorzeigefabrik werden vorwiegend smarte Industrie-4.0-Roboter und fahrerlose Transportsysteme verwendet, die Bauteile vollkommen autonom an die Montagelinie bringen. Aktuell arbeiten 1625 Roboter automatisiert am Karosseriebau (90%) und auch die Montage wird inzwischen zu 28 % automatisiert abgewickelt. So wurden laut VW vor allem körperlich anstrengende Montagearbeiten Überkopf bzw. Überschulter durch Roboter ersetzt. Was wurde aus den Mitarbeitern, die durch Roboter ersetzt wurden? Mit der E-Mobilität sind Volkswagen zufolge in Zwickau dauerhaft zukunftsfähige Arbeitsplätze entstanden. Ungefähr 9000 Mitarbeiter sind aktuell in Zwickau beschäftigt, und diese wurden mit einer großen Weiterbildungsoffensive auf die neue Technologie vorbereitet. 

                                                         

Ursprünglicher Artikel:

Alles neu in Zwickau: Vor ein paar Monaten war die Vergabe der E-Mobility an VW Sachsen noch ein Gerücht, doch seit Mai 2019 kann das erste von Grund auf als Elektroauto konzipierte Modell von VW nun bestellt werden: der Kompaktwagen ID.3. Diverse weitere reine Stromer sollen noch folgen. Doch bricht dadurch gleich ein neues Zeitalter in der Automobillandschaft von Sachsen an? Schließlich baut BMW den i3 und Porsche den Panamera S E-Hybrid schon seit Jahren in Leipzig in Serie. Auch in Zwickau wird das VW Werk einmal auf links gedreht und rüstet für die Elektroauto-Produktion um.

Wer jetzt denkt, dass Elektromobilität "nur" die grüne Antwort auf den Diesel-Abgasskandal ist, der liegt falsch. Sachsen besitzt bereits eine gut aufgestellte Zuliefer- und Elektroindustrie, die Komponenten für Antriebsstrang, Batterien und Leistungselektronik herstellt.

Nichtsdestotrotz sind die bisher von BMW und Porsche produzierten Fahrzeuge eher Nischenfahrzeuge. Unter dem Motto „Electric for all“ wird VW in Zwickau zukünftig jährlich rund 330.000 E-Modelle vom Band laufen. Thomas Ulbrich, Vorstand für E-Mobilität bei Volkswagen, will die Elektromobilität aus der Nische führen und das E-Auto für Millionen von Menschen erschwinglich machen. Der Schlüssel dazu ist eine effiziente und moderne Produktion. Deshalb wird die E-Auto-Produktion markenübergreifend in Zwickau gebündelt.

Doch bedeutet die Umrüstung auf eine moderne und automatisierte Produktion nicht gleichzeitig auch ein Wegfall von Arbeitsplätzen? Nein, ganz im Gegenteil. Nicht nur die Automobilhersteller in Sachsen, auch die rund 750 Zulieferer, Dienstleister und Ausrüster müssen durch die neuen Anforderungen an ihre Produkte und das generell wachsende Produktionsvolumen deutlich aufstocken. Künftig sollen 1.350 Fahrzeuge pro Tag vom Band in Zwickau laufen, 11% mehr als heute. Dieser Anstieg der Stückzahlen wird sich bei allen direkten und indirekten Lieferanten bemerkbar machen und wird die Nachfrage nach jungen Fachkräften weiter vorantreiben.

Doch nicht nur in der Automobilindustrie wird es ein Auftragshoch in den kommenden Jahren geben. Verbunden mit der neuen Antriebsart wird sich auch die Lade-Infrastruktur im öffentlichen und privaten Bereich deutlich verbessern müssen. Hier sind besonders die örtlichen Stromanbieter und Elektrofachbetriebe gefragt, um das Stromnetz für Lademöglichkeiten an die kommende Belastung anzupassen und aufzubauen.

Fazit: Die Nachfrage nach qualifizierten Fachpersonal wird insbesondere in Sachsen einen Aufschwung erfahren. Die Dynamik, die durch die Umstellung des Zwickauer VW-Werkes in die Region kommt, wird vor Ort viele Arbeitsplätze schaffen. Die neue E-Mobility-Ära bedroht keine Arbeitnehmer, sondern zieht viel mehr noch attraktivere Unternehmer aus der Logistik- oder Elektrobranche nach Sachsen. Die Automobil- und Zulieferindustrie wird sich weiter vernetzen und wachsen.

Mehr zur Transformation des VW Werkes könnt ihr euch in diesem Video anschauen:

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